Archiv

Unser Dorf soll schöner werden:
Der Abschlussbericht


1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen

Unter dem Dach der Leader Arbeitsgemeinschaft „Hersbrucker Land – Die Gesundheitsregion“ als übergeordnetes Leitbild fügt sich die Lebensgemeinschaft e.V. als Dorfgemeinschaft nahtlos ein. Sie hat sich in dem historischen Weiler mit „Wachstum von innen“ organisiert und ist zum einen in die eigene Kommune inte- griert, zum anderen mit dem großstädtischen Ballungsraum verbunden. Sie ist in einem Landschaftsschutzgebiet mit „dynamischen Grenzen“ verwoben. Dies sorgt sowohl für eine organische Entwicklung des Dorfes, als auch für die Bewahrung der gewachsenen Kulturlandschaft durch angemessene Pflege.
Eine Schilfkläranlage für das Abwasser, eine eigene Gärtnerei, die biologisch-dynamische Landwirtschaft auf 50 Hektar Fläche sowie eine Bäckerei, die regional erzeugtes Getreide verarbeitet, sind die Komponenten dieser wieder aktuellen dörflichen Lebens- und Wirtschafts- weise. Die gemeinsame Direktvermarktung vor Ort, in Hersbruck, Lauf und Nürnberg sowie die Zusammenarbeit mit der Regionalinitiative „Heimat auf’m Teller“ gehören ebenfalls dazu. Es gibt ein kommunales Dorfzentrum für sämtliche kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenkünfte. Die Werkstätten in Holz- und Metallverarbeitung, mit Hauswirtschaft und Kerzenmanufaktur stellen 140 Arbeitsplätze, deren Ausbildungsstellen offiziell anerkannt sind. Eine Hackschnitzelheizung mit Förderung ist in Vorbereitung. Die Betriebe betreiben Kältevorratshaltung und Wärmenutzung.Zur Energieeinsparung soll demnächst die Schockgefrieranlage der Bäckerei erneuert werden.


2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Die Gemeinschaft Münzinghof hat sich wie ein Dorf organisiert und erfahren, dass miteinander Handeln und Übernahme von Verantwortung zum Dorfleben gehören. Verantwortung wird beispielsweise beim gemeinsamen Frühjahrsputz oder bei Aktionen wie dem Einsammeln des Kastanienlaubs zur Eindämmung der Miniermotte übernommen. Gegenseitige Unterstützung wird gelebt; es werden sowohl individuelle Lösungen für eine notwendige Betreuung als auch die optimale Einbindung in die Gemeinschaft angestrebt und erfolgreich umgesetzt.
Die Dorfmitglieder beteiligen sich an einem abwechslungsreichen kulturellen Leben, das den Zusammenhalt stärkt. Zum Jahreskreis gehören ein Johannifeuer ebenso wie das Erntedankfest mit Wettspiel und Erntewagen.
Ein „Kulturkreis“ organisiert übers Jahr verschiedene Abendkurse im Bereich Bildung und Sport. Der Münzinghof-Chor untermalt die Feste mit gesanglichen Einlagen.
Alljährlich im Dezember hat die Laienspielgruppe ihren gefeierten öffentlichen Auftritt bei den Oberuferer Weihnachtsspielen. In Münzinghof herrscht insgesamt ein Gemeinschaftsgeist, wie er idealer Weise in anderen Dörfern wieder angestrebt werden sollte.


3. Baugestaltung und -entwicklung

Der ehemalige Einödhof ist seit 1978 zu einer dorfähnlichen Siedlung um den historischen Hofkern herangewachsen. Durch geschickte Umnutzungen der gesamten alten Bausubstanz ist dabei das ursprüngliche Zentrum erhalten geblieben. Das Dorf wächst, aktuell mit dem Bau eines Mehrgenerationenhauses, organisch weiter in einer zukunftsträchtigen Durchmischung von Handwerk, Landwirtschaft und Wohnnutzung. Die öffentlichen Plätze und Gemeinschaftsflächen wurden hervorragend für den Aufenthalt im Freien gestaltet. Sie sind, wie auch die Wege, nur im notwendigen Ausmaß befestigt.
Den Ortskern prägen noch das ehemalige Haupthaus des Einödhofs mit einererhaltenswerten Haustüre sowie ein kleines Austragshaus mit regionaltypischem Fachwerkgiebel. Letzteres befindet sich in baulich gutem Zustand. Das Haupthaus dürfte bei der anstehenden Sanierung mit denkmalpflegerischem Fingerspitzengefühl und fachkundiger Betreuung durch einen spezialisierten Architekten zu einem Schmuckstück werden. Die Neubauten stehen allesamt in der Tradition fränkischen Bauens – vorbildhaft! Realisiert ist eine unaufdringliche und zweckmäßige Architektur, die ein hohes Maß an Wohnqualität bietet. Wenngleich die Gebäude untereinander eine gestalterische Verwandtschaft vorweisen, hat doch jedes Haus sein individuelles Gesicht. Es herrschen blockhafte Kubaturen mit steilen Dächern ohne großen Überstand vor; die Anbauten sind zurückhaltend gestaltet.
Holzfenster sind zumeist hochrechteckig gehalten und gebäudeverträglich dimensioniert. Ein konsequenter Einsatz natürlicher Baumaterialien rundet das fränkische Ortsbild ab.
Diese Dichte und Homogenität vorbildlicher Architektur ist auch der Tatsache zu verdanken, dass hier Grundstücks-, Bauherren- und Gestaltungsentscheidungen in den Händen weniger Verantwortlicher liegen, die gebündelt die Interessen der Bewohner vertreten. Hier werden nicht die Eigeninteressen und unter Umständen fragwürdigen baulichen Vorstellungen zahlreicher Einzeleigentümer umgesetzt. Es überzeugt eine wohltuend einfache Gebrauchsarchitektur, die Vorbild für Siedlungsentwicklungen in anderen alten Dörfern sein sollte. Für Münzinghof gilt es, das positive Erscheinungsbild so verantwortungsvoll und regionalbezogen wie bisher weiter zu entwickeln.


4. Grüngestaltung und -entwicklung

In einer 30jährigen Aufbauphase hat sich Münzinghof von einer Einöde zum heutigen Dorf als Arbeits- und Wohnstätte herausgebildet. Hierbei ist es hervorragend gelungen, die gewachsenen Gehölzstrukturen so weit wie möglich zu schonen – ganz nach dem ökologischen Ansatz des Trägervereins, auch mit der Natur eine Lebensgemeinschaft eingehen zu wollen. So bildet bis heute ausgewachsene heimische Laubbaumarten und alte Obstbäume das tragende Grüngerüst um das Dorf und zwischen den Häusern. Schon beim Herannahen an Münzinghof begrüßt den Besucher eine mächtige Kastanienallee, um die sich die Dorfgemeinschaft sehr sorgt und gegen die Kastanienminiermotte ankämpft. In der oberhalb verlaufenden Lindenallee wirken einige Exemplare nicht mehr recht vital. Um sie zu erhalten, sollte gemeinsam mit Fachleuten ein Pflegeplan erstellt werden, vielleicht auch mit dem Ergebnis, manchen Baum ersetzen zu müssen.
Die Freiflächen zwischen den Wohnhäusern und Versammlungsgebäuden besitzen ein ho- hes Maß an Gartenkultur und ökologischer Vielfalt. Ohne trennende Einfriedungen gehen die Wege- und Platzflächen nahtlos in die privaten Terrassen- und Sitzbereiche über; sie sind durchgängig naturnah mit Granit-/Betonpflaster, Kalkstein oder Schotterbelag befestigt. Zwischen den Trockenmauern, beispielsweise über den Felsenkellern, wächst eine typische Fugenvegetation.
Geschickt sind die privaten Sitzbereiche hauptsächlich mit einfach blühenden Decksträuchern abgeschirmt. Doch dazwischen passen vereinzelte rotlaubige oder blaunadelige Gehölze nicht in das Gesamtbild. Jedem Wohngarten verleihen farbenfrohe Rosen- und Staudenpflanzungen, einfühlsam mit dem Thema Gartenteich kombiniert, seine individuelle Note.
Das Pflanzenspektrum des Bauerngartens hat in vielen Gärten Einzug gehalten.Es sollte weiter Vorbild sein, sobald die Außenanlagen für das Mehrgenerationenhaus gestalterische Formen annehmen werden. Zu dem Zeitpunkt ist es wert, sich auch mit Fassadenbegrünung zu befassen, zumal diese Thematik an Wohnhäusern und Versammlungsgebäuden bereits sensibel umgesetzt ist. In der Weise könnte so manch kahle Wand der Wirtschaftsgebäude noch nachträglich begrünt werden – im Optimum kombiniert mit einem Grünstreifen vor der Fassade. Die Dorfgemeinschaft sollte ohne Abstriche den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten, für ihr Grün engagiert einzutreten.


5. Dorf in der Landschaft

Münzinghof liegt als Rodungsinsel auf der Hochfläche der Fränkischen Schweiz, hier im Bereich der Dolomitkuppenalb. Das Dorf ist geprägt durch seinen Standort inmitten von landschaftsökologisch und optisch bedeutsamen Waldbereichen. Der gesamte Umgriff liegt in der Schutzzone des Naturparks Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst. Die Kuppenlage bietet schöne Ausblicke über die Alb.
Die Landschaft ist geprägt von einem Mosaik aus beweideten und ackerbaulich genutzten Flächen, aus Hecken und Obstbäumen. Besonders die dazwischen extensiv genutzten Geländestreifen und teilweise entbuschten Dolomitkuppen bieten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Die Münzinghofer nutzen und pflegen ihre Landschaft, achten hierbei die naturnahen Landschaftselemente. In Ortsnähe hervorzuheben sind die zum Dorf hinführende Kastanienallee, die Schilfkläranlage und der naturnah gestaltete Urnenfriedhof. Südlich des gärtnerisch genutzten Geländes wird zur Gliederung der Flur eine Streuobstpflanzung angeregt.