Die Menschen, die 1978 zusammen die Dorfgemeinschaft Münzinghof aus der Taufe hoben, verband – und verbindet noch immer – vor allem eine Idee: Sie wollen ein anderes Zusammenleben üben. Es sind Frauen und Männer, die im Gegenüber zuerst Talente und Fähigkeiten anerkennen und fördern möchten, statt Behinderungen ins Zentrum zu stellen. Von Anfang an sind Sie überzeugt davon, dass so für die ehemals 16 Mitglieder der Gemeinschaft eine starke Kraft entspringt und zum Wohle aller beiträgt. Sie haben Recht behalten. Das Dorf Münzinghof mit heute rund 150 Einwohnern zeugt davon.
Ein besonderes Startgeschenk: Silvia
„Zunächst waren wir zu viert. Ansonsten lebten hier nur Tausende von Mäusen“, erinnert sich Volker Heitmann. „Ein netter Herr schenkte uns „Silvia“, unsere erste Kuh“, fährt er schmunzelnd fort. „Liebe Menschen halfen jedes Wochenende, Handwerker kamen. Die erste große Familie zog ein. Schon im Sommer 1978 verkauften Gärtnerei und Landwirtschaft Überschüsse auf dem Hauptmarkt in Nürnberg.“
Von der Hof- zur Dorfgemeinschaft
In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich die Hofgemeinschaft zum lebendigen Dorf. Wie fest der Münzinghof sich dabei mit seinen Nachbarn vernetzte, zeigte sich auch am 18.10.1992, als ein verheerender Brand Arkadenhaus und Stall zerstörte. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend.
1993 wurden die Arbeitsbereiche der Lebensgemeinschaft als Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) anerkannt. Eine große Bautätigkeit begann: Es entstanden in den folgenden Jahren der neue Kuhstall, eine Käserei, die Bäckerei und das Werkstattgebäude, Dieses beherbergt neben Werkstatträumen auch einen Saal und die Büros unserer Verwaltung.
Fast zeitgleich wurde das sogenannte „Oberdorf“ errichtet. Bis 1999 entstanden oberhalb des alten Ortskerns vier neue Familienhäuser. Die Dorfgemeinschaft wuchs damit fast auf die doppelte Größe an. Damit war eine erste große Erweiterung abgeschlossen. Gut 10 Jahre später entstanden neue Bedarfe. Werkstätten wurden zu klein, Menschen wurden älter. Es gelang die Finanzierung für weitere Aus- und Neubauten im Werkstatt- und Wohnbereich. In den Jahren 2010-2015 entstanden in diesem Zuge 20 zusätzliche Arbeitsplätze für Menschen mit Assistenzbedarf.
Parallel dazu konnten wir 2012 ein neues, barrierefreies Wohnhaus für älter gewordene Menschen beziehen und damit auch an dieser Stelle unser Dorf runder werden lassen.
In diese Zeit fällt auch die Verantwortungsübergabe vieler langjähriger Gemeinschafter*innen an junge, neue Kolleg*innen.
Im Jahr 2019 haben wir ein weiteres Wohnhaus eingeweiht, das den vielfältigen Bedarfen unseres bunten Dorfes Rechnung trägt.